Jahrelang hat der Lernende nur auf dieses Ziel hingearbeitet. Theorie gebüffelt, Praxis gesammelt, Prüfungen absolviert und letztlich bestanden. Der begehrte Fähigkeitsausweis ist endlich im Sack. Nun sind erst mal Feiern und Abschalten angesagt. Doch was kommt danach?
Jetzt, wo kein Pflichtprogramm mehr ansteht, gilt es, seine Zukunft in der Welt der Erwachsenen zu gestalten. Dafür gibt es selbstverständlich kein allgemein gültiges Erfolgsrezept. Doch welche Optionen stehen denn tatsächlich zur Wahl? Das mittlerweile vergriffene Handbuch «So klappts mit der Lehre» vom Schweizerischen Beobachter (als eBook weiterhin erhältlich) befasst sich auf den letzten Seiten mit der Planung der Zeit nach dem Abschluss. Damit diese nicht zur Leere nach der Lehre wird. Die folgenden Tipps stammen teils aus diesem, von Irmtraud Bräunlich Keller verfassten Buch.
Den Lehrmeister konsultieren
Ehe man sich für eine Option entscheidet, ist es sinnvoll, sich mit seinen Nächsten auszutauschen. Hierbei sollte man einen nicht vergessen: den eigenen Lehrmeister. Es lohnt sich, bei ihm eine ehrliche, realistische Einschätzung über sich einzuholen. Schliesslich hat er den Lernenden über die letzten Jahre eng begleitet. Noch keine konkreten Pläne in Aussicht? Dann lohnt es sich, im Lehrbetrieb noch mindestens sechs oder gar zwölf Monate weiterzuarbeiten, falls dies möglich ist, um sich praktische Erfahrungen anzueignen. Es empfiehlt sich, die Initiative selbst zu ergreifen und das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen. Das wird geschätzt.
Kommt eine Weiterarbeit im Lehrbetrieb nicht in Frage, ist ein bedingungsloser Wechsel zur Konkurrenz erlaubt. Anderweitige Abmachungen sind ungültig. Nach Bestehen der Prüfung heisst es, möglichst rasch mit der Stellensuche zu beginnen. Es kann dauern, bis der gewünschte Arbeitsvertrag unterzeichnet ist. Spontanbewerbungen, das Kontaktieren von Personalberatern, Online-Jobbörsen, das Anklopfen über persönliche Beziehungen oder sogar selbst Inserate aufgeben – all dies ist erlaubt, um sich eine Stelle zu sichern.
Stempeln ist eine schlechte Option
Das «Beobachter»-Handbuch empfiehlt: Keine Angst vor Stellen- inseraten! Keiner sucht gezielt nach Anfängern, meistens wird Berufserfahrung gefordert. Der potenzielle Arbeitgeber hofft auf die Traumlösung. Das bedeutet aber keinesfalls, dass man ohne Berufserfahrung ausserhalb der Lehre chancenlos ist. Es gilt, sich im besten Licht darzustellen. Jedes noch so kurze Praktikum ist aufzulisten. Und wieso nicht einfach dem Inserenten ein paar Schnuppertage anbieten, um ihn so von sich zu überzeugen? Was aber, wenn es auch bei der x-ten Bewerbung wieder eine Absage hagelt und kein Job in Sicht ist? Nicht verzweifeln, auch wenn der Frust tief sitzt. Stempeln ist die schlechteste aller Optionen. Eine viel bessere Lösung ist es, Neben- oder Temporärjobs anzunehmen, auch wenn dies bedeutet, Kisten zu schleppen und im Service auszuhelfen. Erstens machen sich auch solche Arbeiten im Lebenslauf gut, denn sie zeigen, dass man bereit ist anzupacken. Zweitens lassen sich an jedem Ort neue Kontakte knüpfen, von denen einer möglicherweise zur erhofften Stelle führen könnte.
Job im Ausland – skv hilft
Auch das Jobben im Ausland ist eine spannende Möglichkeit. So erhalten zum Beispiel Köche, die beim skv (Schweizerischer Kochverband) Mitglied sind, Unterstützung, eine Stelle jenseits der Landesgrenzen zu finden. Oder soll nach der Lehre eine Weiterbildung in Angriff genommen werden? Berufsmatura nachholen, Zusatzlehre absolvieren, eine höhere Fachprüfung anstreben oder eine Fremdsprache lernen? Viele Wege führen zum persönlichen Erfolg in der Arbeitswelt. Also: Prüfung bestehen, feiern, ausspannen – und dann mit kühlem Kopf die Zukunft in Angriff nehmen. Text: Benny Epstein